10. Oktober 2017
Rundfahrt durchs Fichtelgebirge.
 
Foto: Rudi Andris / Axel Poppe / Manfred Metzger
Dienstag 10. Oktober

Regentag aber heute brauchen wir nicht auf die Gipfel schauen."Fichtelgebirge - natürlich sagenhaft" ist angesagt.  Sylvia Schöler wird uns führen. Sehr ausführlich und unterhaltsam begleitet sie uns durch den Tag, wobei sie uns keine Sagen erzählte, sondern viel geschichtliche Hintergründe.
Wir sind in der nordöstlichen Region von Bayern, aber nein...das sind Franken, Oberfranken, bitte! Das möge man doch unterscheiden. Für uns Südbadener war das früher  "Zonenrandgebiet". Wenn man das Fichtelgebirge auf der Landkarte betrachtet, entdeckt man, dass es die Form eines nach Osten geöffneten Hufeisens hat. Charakteristisch für dieses Mittelgebirge ist der Granit, es kommt aber auch Marmor, Schiefer, Grün- und Speckstein vor. Vor 200 Jahren fand man um Goldkronach sogar etwas Gold. Heute jedoch sind Glas und Porzellan das „Gold“. Doch die Bauweise der kleinen Wohnhäuser läßt nicht auf großen Wohlstand schließen.

Über die B 303, die Verbindungsstraße, die von Unterfranken durch Oberfranken bis Schirnding an der Tschechischen Grenze führt, besuchen wir die Luisenburg bei Wundsiedel. Drohend und schiefergrau klebt am Hang die älteste Freilichtbühne Deutschlands. 2018 kann man sich auf das „Djungelbuch“ freuen. 
Da es regnet müssen wir auf das dahinter liegende  größte Felsenlabyrinth Europas verzichten.

Wunsiedel ist die größte Stadt im Fichtelgebirge, Hauptstadt der Region. Zu Sissi  Zeiten soll hier der Mittelpunkt Europas gewesen sein. Die Stadt liegt im Tal der Röslau am Fuß der Kösseine. Wunsiedel ist Geburtsort des Schriftstellers Jean Paul.  
Bei der Weiterfahrt blicken wir auf den Kaiserwald in Tschechien. Bald erreichen wir Waldsassen mit der berühmten Stiftskirche St. Johannes. Eine der prächtigsten Barockkirchen Süddeutschlands. Der Kirchenraum hat eine Gesamtlänge von 82 Metern. Kostbare Stuckaturen zieren den gesamten Innenraum. Unter dem Kirchenschiff befindet sich die größte Gruft Deutschlands. Der barocke Reliquienschatz gilt als der Umfangreichste nördlich der Alpen. 
Mit leisem Schauer betrachten wir die zehn reich geschmückten Skelette hinter Glas, die größte Ansammlung von Reliquien dieser Art.
Leider kommen wir nicht zur berühmten  Lebkuchenmanufaktur.

Doch unseren Mittagsappetit stillen wir im Adamshof in Neualbenreuth. Mit Deftigem und dem einheimischen Zoigl Bier. Hier sind wir nun direkt an der tschechischen Grenze. Eger ist nicht weit. 
Weiter geht es leicht nach Nordwesten über Schirnding, dem Symbol des Eisernen Vorhangs zum wirtschaftlichen Zentrum der  Porzellanindustrie Selb. 

Hier ist  noch kurz das Rosendahloutlet angesagt. Aber unsereins hat ja daheim schon einen wohlgefüllten Haushalt.
Vorbei an der großen Porzellankaffeekanne, dem Regenbogenhaus und wenig weiter der Teekanne geht es auf den Heimweg.

Der geht entlang am inneren Rand des westlichen Bogens Fichtelgebirges, wieder durch die Hochfläche von Wunsiedel, die sich bis Selb und zur tschechischen Grenze erstreckt. Hier ist eine der kältesten und niederschlagreichsten Landschaften Bayerns. Charakteristisch ist die Nebelhäufigkeit.

Und nun hüllt leichter Regen die weiten Felder in eine mystische Endzeitstimmung. Unwirklich tauchen immer wieder Gehöfte mit ihren alten Holzscheunen auf. Fast als wären wir in einer anderen Zeit. 

Gerti Plangger