Montag 12. September 2016 
Marquenterre – Le Crotoy – St. Valery sur Somme

Der Parc du Marquenterre ist eines der bekanntesten Vogelschutzgebiete Frankreichs. Es umfasst 250 ha Fläche im äußersten Nordosten der Somme-Bucht. (große Beschreibung bei Wikipedia)

Es ist ein faszinierender Ort. Wir lassen uns auf 6 km durch einen magischen Bereich mit Salzseen, Dünen, Pinien, Meer und Sumpflandschaften führen. Von kleinen Holzhütten aus kann man wildes Leben in der Natur heimlich beobachten. Wir sahen, weil schon die Morgenfrühe vorbei war, leider nur vorwiegend Enten aller Gattungen. Die Vielfalt der Flora war weitgehend schon im Herbstschlaf. Zum Schluss aber entdeckt unsere Führerin noch eine knallgrüne Raupe. Sie entpuppt sich zum Ligusterschwärmer. 

Am Nachmittag geht es die Küstenstraße entlang über Berck zur Somme-Bucht nach Le Crotoy. Hier lockt das Abenteuer. Eine geführte, 6 km lange Wanderung durch die Bucht nach St. Valery. Man soll alte Schuhe anziehen, weil man im Schlick versinken kann. Und steinig soll es sein. Und glitschig. Und Salzwiesen.

So teilt sich nun unsere Gruppe in Abenteuer und Stadtbummel. 

Vom Aussichtspunkt der Mole aus blicken wir auf die grünen Salzwiesen und im Westen auf die Sandmündung der Somme. Alte Fischerboote säumen das Ufer. Über der Stadt ragen zwei rote Türme des Hotels Le Tourelles in der Rue Guerlin in den Himmel. 

Auf etwa zehn Kilometer Länge erstreckt sich der Somme-Trichter von Südost nach Nordwest bis zur Mündung in den Ärmelkanal. An seiner Südseite liegt an seinem Ufer der Fischerhafen Saint-Valery-sur-Somme. 

Diese Landschaft ist charakteristisch für ihre Entstehungsgeschichte durch den extremen Tidenhub: Bei Flut dringt schweres Salzwasser flussaufwärts ein und unterströmt das Süßwasser der Somme; dieser Flutstrom bringt viel Sand und Schlick heran, der von dem schwächeren Ebbestrom nicht wieder vollständig abtransportiert werden kann. Die Folge sind Schlickzonen und Salzwiesen (etwa 1500 ha), die bei Flut unter Wasser stehen, einerseits sowie Sanddünen (etwa 3000 ha) andererseits; 

So umfahren wir nun den Somme-Trichter bis nach Saint Valery-sur-Somme. Wir hätten auch die 27 Kilometer lange Museumsbahn in Meterspur entlang der Bucht, die Chemin de Fer de la Baie de Somme nehmen können; sie durchquert Saint-Valery auf der Strecke von Le Crotoy nach Cayeux-sur-Mer.

Unsere Restgruppe begleitet Christine durchs neuzeitliche Unterstädtle La Ferté mit seinen hübschen Häuschen. Kleine Souvenirläden und Restaurants liegen an der Uferpromenade. 

Später stiegen wir dann allein in die mittelalterliche Oberstadt auf dem Hügel. Hier schmiegen sich kleine Fischerhäuser aneinander. Die Kirche St. Martin aus dem 15. Jahrhundert war geschlossen aber hinter einem alten Gittertor lag  das Schlosses Saint-Valery.

Von der Höhe aus fällt der Blick auf den breiten Trichter der Mündung. Vom Fluss ist allerdings nur ein kleines Rinnsaal zu sehen. 

Kleine bunte Punkte bewegten sich im Gänsemarsch durch die grünen Salzwiesen. Geführte Wandergruppen. Gegenüber lag Le Crotoy. Nach Westen war die Flußmündung. Was heißt Fluss? Eine Sandwüste, durchzogen von kleinen Flussläufen und hier ist unsere Gruppe sicher nicht durchgewatet. 

Mit hochroten Köpfen erscheinen sie. In der brütenden Hitze querten sie die versandete Flussmündung. Wie vorher gewarnt wechselnden sich Gras, Sand, Schlick mit großen Prielen ab. Was von oben aus wie eine Ebene aussieht ist aber ein Auf und Ab zwischen Salzgras und Prielen, die knietief zu durchwaten sind. Von wegen leichte Meeresbrise – die Sonne bretterte gnadenlos auf die Mündung. 

Wie gemütlich streiften wir dagegen an der Uferpromenade Richtung mittelaterliche Altstadt. 

Text: Gerti Plangger
Foto: Annette Hoheisel / Manfred Metzger