12.09.2014 Freitag
Wanderwoche in Südtirol (Dolomiten) 7.-14. September 2014
Schwarzwaldverein Freiburg-Hohbühl.
Fotos: Annette Hoheisel / Axel Poppe / Manfred Metzger
12.09.2014 Freitag
Für diesen Tag hat Hartmut das vorgesehene Grödnerjoch mit dem Sellajoch getauscht. Er will uns zum Abschluss eine Wanderung, an der alle teilnehmen können, anbieten.
Na ja, was er, der Älpler, so darunter versteht. 560 Hm und 13 km im Hochgebirge für leicht betagte Schwarzwälderinnen. Immer bergauf, bergab. Gell!

Raus aus dem Pustertal ins Adige und per Autobahn dann ab ins Grödnertal. Wir lassen Wolkenstein tief unter uns im Tal. Ein großes Hotel und kein Busparkplatz erwarten uns am Sellajoch. 

Als Ouvertüre steigts gleich griffig über eine Wiese hoch. Über den Friedrich-Augusta-Weg am Langkofel entlang soll es zur Plattkofelhütte gehen. Aber – in diesem Skizirkus gibt’s regelrecht Hütte an Hütte und so liegt ein kleines Grüppchen von uns leicht Faulen am Chalet Margaritha in blauen Liegestühlen in der Sonne!!

Vor uns Marmolada und Sella und im Rücken den Langkofel. Drachenfliegen schweben in der Luft. Eben quält sich ein Biker den Berg hoch. Pässe gelten bei Bikern als besonderer Leckerbissen. Bei Busfahrern, die sie nicht überholen können wohl weniger. In Scharen ziehen Wanderer an uns bergauf. Wir sitzen wie im Kino.
Doch dann wird’s leider kalt. Urgemütlich ist's im kleinen Chalet.
Doch vorher raffte ich mich noch auf und stieg hoch bis zum Kamm. Wow! Aussicht ins Fassatal nach Campitello im Ladinischen.
Ein übergroßer Stier lauert vor dem Rifugio Friedrich-Augusta, das wenig bergab liegt. Hier hätten wir auch gut rasten können – aber der Kammaufstieg!

Nun sah ich den Weg am Berg entlang – die Aussicht hat sich allerdings nicht verändert – es wäre bei der längeren Tour nur noch ums Wandern gegangen und ich wollte ja meinen Drei Zinnen Abschluss behalten. 
So gings wieder zum Chalet und zu köstlichen Spinatspätzle mit Käsesoße.
Beim Absteigen kamen wir an einer unglaublichen Gemsenherde vorbei. Der Gamsbock war eine Pracht in Weiß mit unglaublichen Hörnern. Er zierte sich und drehte sich erst mal weg als ich ihn fotografieren wollte. Schließlich gab er nach und ich hatte sein Portrait. 
Wie bei fast jeder Hütte gibt es auch hier Kindervergnügungen. Oberhalb des Sellajochrestaurants hat das Rifugio Salei einen kleinen Teich angelegt. Forellen schwimmen im Aquarium. Im Gärtchen oberhalb wird auf 2222 m Höhe sorgsam Gemüse gezogen. Kleine Häschen mümmeln in einem großen Gehege. Hier sieht man auch viel mehr Familien im Gelände.

Es ist am Sellajoch schon imposant. Von allen Seiten ragen die Giganten mir ihren berühmten Namen auf. Wer ist nun der Dolomitenkönig? Die Drei Zinnen oder der Langkofel?
Es war kalt geworden aber wir hatten wieder Glück – kein Regen, keine dicken Wolkenwände die die Aussicht zunichte machen. 
Bei Abendessen kam Annettes Überraschung: ein schmucker Tirolerbua kam mit  seiner Quetsche und unterhielt uns mit flotter Musik.  Mei war der fesch! Und Witze konnte der reißen! Der Saal bog sich vor lachen. Eine Riesengaudi bei der auch die Polonaise nicht fehlte. 
Dann verabschiedete Annette unseren Hartmut und – gell – der hot si gfreit über den Erfolg bei uns. Jo mei, er hat die Wanderungen immer flacher gemacht als sie waren aber einem alten Alpenkraxler fallen Steigungen halt nit so auf, gell.
Er hatte es nicht so leicht mit uns – da gab es die Sportlichen und die beschaulichen Naturgenießer, die man nur schwer unter einen Hut bringen kann.
Aber Hartmut du hast uns mit deiner heißen Heimatliebe ein Südtirol nicht nur als Berge, Wandern und Biken gezeigt – du hast uns auch hinter den Vorhang gucken lassen und uns von der Abhängkeit der Natur erzählt. Die Winzer, die Apfelbauern, der Tourismus – sie baumeln am Faden des Wetters. Und dieses Jahr war besonders schlecht.
Annette spendierte noch einen Umtrunk und wir kamen spät ins Bett.

Gerti Plangger