Sonntag 14. Juli 2013

Um halb elf mit der Elektritschka nach Uzhgorod. Und wieder Regen. Gut 20 Minuten geht es durch die Vorstadt. Ganz dunkel in Erinnerung ist mir das Intouristemblem am großen grauen Hotelklotz im Zentrum. In der Nähe steht die große orthodoxe Christi-Erlöser-Kathedrale. Blau, mit einer goldenen Kuppel. Die Leute stehen Schlange für den Gottesdienst. Ich wäre gerne ein bisschen geblieben, denn ich liebe orthodoxe Gesänge.

Aber Alissa wartet auf uns bei der Brücke zur Altstadt. Uzhgorod ist eine Stadt der Rekorde. Am Uzhufer ist die längste Lindenallee, die kleinste Freiheitsstatue aus Bronze sitzt auf dem Geländer und wenig weiter hat der stärkste Mann der Welt einen Knoten in das Geländer gemacht. Ja, und dann sitzt auch noch ein kleiner Soldat Schwejk herum.

Die Stadt scheint eine kleinere Ausgabe von Lemberg. Gemütlicher. Mit einer lebhaften Fußgängerzone.

Wir steigen hoch zur Kreuzerhöhungs-Kathedrale und der Burg. Otto schiebt tapfer den Kinderwagen mit Arina, aber oben entschließen wir uns dann doch erst zum Mittagessen. Das Lokal könnte ein Museum sein. Bestückt mit allerlei Geräten aus der Vorzeit. Ein altes Motorrad, vorsintflutliche Schreibmaschinen, ein Grammophon. Völlig eingepasst ins Bild ist der Wirt. So um die fünfzig, mit grauem Bart, erzählt er uns alte Geschichten. Sein ganzer Stolz ist sein 2 Meter hoher Kaffebohnentank Musterschutz No. 1877.

Es gibt Maisbrei mit Schafskäse, fast wie Käsespätzle. (muss ich daheim nachkochen) Den obligatorischen Krautsalat. Ein Gebräu aus getrockneten Äpfeln und Birnen schmeckt leicht rauchig. 

Später ziehen wir noch durch das Freilichtmuseum a la Vogtsbauernhöfe. So ganz anders als früher bei uns ist das nicht. Vor jedem Haus sitzt eine schwergewichtige Wächterin in bäuerlicher Kleidung, die man aber auch heute noch auf dem Land so trägt.

Das Nationalgericht Haluschki serviert uns Halina am Abendessen. Kartoffeln halb und halb, Mehl und dann mit gebratenem Speck versetzt. Sehen aus wie von mir misslungene geschabte Spätzle, bloß schmecken die hier besser. Überhaupt: ganz gewöhnliche Fleischküchle, genauso wie ich sie daheim mache  sind bei ihr um Klassen besser. Die Zutaten müssen hier besser sein. Da ist schon mal alles aus dem Garten. Speck und Fleisch sind dank der Almwiesen deutlich besser. Wenn ich nur an den köstlichen schieren Speck denke! Den gibt es bei uns schon lange nicht mehr. Natürlich kann man davon nur ganz wenig essen, aber immerhin.

Der Kwass, das Getränk aus vergorenem Brot rundet den Abend ab.