Dienstag 24.08.2010
Compagnie Belfort Loisirs und Freiburg-Hohbühl
im Golf von Morbihan
Ausflug in den Norden der Bretagne –
geführte Besuche von Quimper – Locronan – Concarneau
- Pont Aven.
Heute machen wir einen Ganztagesausflug in den Nord-Westen der Bretagne,
geführt von Chantal, die auf französich und deutsch alles hervorragend
erklärt.
Unser erstes Ziel ist Quimper (bretonisch Kemper, 64.000 Einw.) am Zusammenfluss
von Odet und Steir. Das erste, was man sieht, sind die beiden filigranen
Türme der mächtigen gotischen Kathedrale St. Corentin. Corentin
war der erste Bischof der Stadt. Das Hellgrau der Kathedrale soll vom Salzgehalt
kommen. Wenn man durch das große Portal die Kirche betritt, stutzt
man, weil man plötzlich nicht mehr gerade gucken kann. Aber nein,
das Kirchenschiff hat einen Knick, weil der Chor nach links versetzt ist.
Wir staunen über die Höhe des Kirchenschiffs und über die
farbigen Glasfenster aus dem 15. Jh., die wunderschöne Reflexe
auf den hellen Fußboden werfen.
Vor der Kathedrale steht startbereit ein Touristenzug, der das Dessin
und die Farben der berühmten Fayencen übernommen hat. Die 1791
gegründete Fayence-Manufaktur Henriot in Quimper besteht heute noch.
Die floralen Muster und Personen in Trachten finden sich auch auf Porzellan
oder Bisquitdosen.
Bei dem anschließenden Bummel durch die Altstadt bestaunen wir
die vielen Fachwerkhäuser, etliche so schief, daß man skeptisch
nach oben blickt.
Am pittoresken Place au beurre haben wir vor der Weiterfahrt noch Gelegenheit,
typische bretonische Crèpes zu essen, z.B gefüllt mit Eis,
Schoko und Sahne, oder die herzhaften Galettes, gefüllt mit Jakobsmuscheln,
Schinken oder Käse. Letztere werden nicht mit Weizenmehl, sondern
mit Buchweizenmehl hergestellt, übrigens eine Knöterichart. Traditionsgemäß
trinken wir einen Cidre dazu.
Über den Fluss Odet führen zahlreiche Stege und Brücken,
die uns durch den üppigen Blumenschmuck in bester Erinnerung bleiben.
Nach dem Essen geht es weiter nord-westlich nach Locronan, bretonisch
Lokorn (800 Einw.). Hier sind die Straßenschilder zweisprachig, also
französich und bretonisch. Sie wurden früher so oft übermalt,
daß die Behörden schließlich Zugeständnisse gemacht
haben.
Bei der Gelegenheit noch ein paar bretonische Wörter: men = Stein
(pierre), hir= lang (long), mor bihan= kleines Meer (petite mer) und Breizh
= Bretagne.
Locronan ist ein Dorf voller Charme mit seinen dunklen Häusern
aus Granit, aber es ist auch voller Touristen und Souvenirläden. Alles
wirkt wie aus dem Mittelalter. Grau sind auch die Schieferdächer,
selbst der Himmel hat sich heute der Farbe angepaßt. Da ist
es besonders reizvoll, wenn das Grau untermalt wird durch das Blau der
Türen und Fensterläden und durch große Hortensienbüsche
vor jedem Haus. Chantal erklärt uns, warum so viel Blau an den Häusern
verwendet wurde: diese Farbe wurde schon immer für den Anstrich der
Boote benutzt und da meist etwas Farbe übrig blieb, hat man sie für
die Häuser weiter verwendet.
Mittelpunkt ist der große Platz mit der Wallfahrtskirche St.
Ronan. Ronan, Namensgeber des Ortes (loc = Einsiedelei), war ein irischer
Mönch, der hier als Einsiedler lebte. Sein Grabmahl befindet sich
in der angrenzenden Kapelle. Sehenswert in dem dunklen Inneren sind das
farbige Chorfenster, mehrfarbige Statuen im Hauptschiff und die hölzerne
Predigtkanzel von 1707 mit farbigen Medaillons (Szenen aus dem Leben des
hl. Ronan). Die Häuser, 2- und 3-geschossig, stammen aus dem
17. Jh., als Locronan durch Herstellung und Handel mit Segeltuch
wohlhabend wurde (England, Frankreich, Armada, Columbus).
Auf dem Rückweg gucken wir uns Concarneau an, der führende
Thunfischhafen, drittgrößte Fangflotte Frankreichs. Die sog.
Ville close (Inselstadt) ist vollständig von einer Wehrmauer (14./16.
Jd.) umgeben und über eine kleine Brücke erreichbar. Von der
begehbaren Mauer hat man einen lohnenden Blick auf den Hafen, die Dächer,
mittelalterliche Gassen und neuzeitliche Touristenschwärme.
Zum Schluß haben wir noch Zeit für einen Stopp in Pont Aven,
wo Gauguin zuletzt lebte und malte. Die Schule von Pont-Aven ging in die
Kunstgeschichte ein. Abseits der Durchgangstraße gibt es einen romantischen
Pfad am Bach entlang, wo alte Mühlen und Waschhäuser erhalten
sind, Granitfelsen verleiten zum rüberspringen, wirklich sehr malerisch.
Bericht: Annette Eichkorn Foto:
Manfred Metzger